
«Abdrücke» und «Abdrücke folgen» sind zwei Tanzinstallationen für eine Tänzerin. Zwei Bilder, die
sich zueinander wie ein Positiv und ein Negativ verhalten. Im Fokus: Eine Tänzerin auf Spurensuche nach dem eigenen – sich beständig verwischenden und verschwimmenden – Dasein. Als Halteleine ins Ich bleibt der Körper; eine Materie, die vermessen, gezeichnet, betastet, beschrieben, ausgestellt werden kann. Und beobachtet.
In «Abdrücke» gibt es nur das Ich. Das Ich, das in hundertfacher Spiegelung immer wieder auf sich
selbst zurückgeworfen wird. Nur der Raum ist da – geometrisch, hart, kalt und hell, innen verspiegelt
und ohne die Möglichkeit, nach draußen zu sehen. In ihm versucht die Tänzerin sich zu finden, sich
zu durchleuchten, sich festzuschreiben. Sie dreht sich, windet sich, jeder Fleck des Körpers soll katalogisiert
werden. Auf Dutzenden von Zetteln hält sie ihre Umrisse fest; Portraits, die durch schmale Schlitze ins Außen geworfen werden. Dem Publikum wird unterdessen volle Sicht gewährt, nicht nur in die Box selbst, die von der Seite des Zuschauers aus durchsichtig ist. Auch aus dem Inneren der Box wirft eine Kamera Bilder an die Wand.
Im zweiten Teil des Abends mit dem Titel «Abdrücke folgen» kippt das Publikum gewissermaßen in die Box hinein, betritt das Innere der Tänzerin. Keine Trennwand existiert mehr zwischen Zuschauer und Protagonistin. Von vier Seiten umsteht das Publikum die Bühne, nur notdürftig durch Scheinwerfer von dieser getrennt. Hinter den Zuschauern – an allen vier Seiten – Leinwände, die nun nicht mehr nur Live-Bilder der Tänzerin liefern, sondern auch Bilder des Außen. Dokumente, Pässe, Geburtsurkunden, Daseinsdokumente, Identitätsbelege. Je genauer beschrieben wird, je mehr Details sich unter der Lupe befinden, desto unschärfer wird das Bild.
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60 Min.
Muffatwerk
Do, 31.5., Sa, 2.6., So, 3.6.
19:00
VVK 9/6 € AK 10/7 €
Choreografie, Raum, Licht: Anna Konjetzky
Choreografie, Tanz: Sahra Huby
Video: Marc Stephan
Förderer: Bayerischen Landesverband für zeitgenössischen Tanz (BLZT) aus Mitteln des Bayerischen Staats-ministeriums für Wissenschaft, Forschung und Kunst und Kulturstiftung der Stadtsparkasse München. Mit freundlicher Unterstützung des Muffatwerks München
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